Cornwall – Eine Geschichte: Kapitel 2

by Nick
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Roman Cornwall

Image by Dariusz Sankowski from Pixabay

Jeden Mittwoch veröffentliche ich einen neuen Teil meines Thrillers, perfekt eingebettet in die traumhafte Landschaft Cornwalls. Ich hoffe es gefällt Dir?! Über einen Kommentar am Ende des Kapitels freue ich mich!

Hast Du den Anfang verpasst? Kein Problem, hier geht’s los:
https://cornwall-meer.de/2019/09/cornwall-eine-geschichte-kapitel-1/


Kapitel 2

Mit einem Glas Cornish Cider setze ich mich auf das Holzdeck, schnappe mir mein Buch und versuche einige Seiten zu lesen. Aber immer wieder schweifen meine Gedanken ab und wie in einer Endlosschleife spielt sich die Szene mit Katy und der Spritze in meinem Kopf ab. Ich atme tief ein, lasse die Luft langsam aus zusammengepressten Lippen entweichen, während ich versuche mich zu beruhigen und dabei den Blick schweifen lasse. 

Der Himmel hat sich grau verfärbt und es ist nur eine Frage der Zeit, wann die ersten Regentropfen fallen und mich zwingen werden ins Haus zu gehen. Die Küsten fällt, nur 50 Meter vor mir entfernt, steil ab und es sieht so aus, als wenn die Klippen direkt ins Meer übergehen. In Wirklichkeit befindet sich am Fuß der meterhohen Steinfelsen ein traumhaft schöner Sandstrand, an dem man, bei Ebbe, kilometerweit spazieren kann. Der Wind hat weiter zugenommen und das Meer wird mehr und mehr von den immer stärker werdenden Wellen aufgewühlt. Möwen wiegen sich im Wind und kämpfen gegen die Windböen an. 

Da ist das komische Gefühl wieder, dass ich am Strand gehabt habe. Der Puls hämmert in meinem Hals und ich bemerke den beklemmenden Druck in meiner Brust. ‘Was ist nur los mit mir?’ frage ich mich erneut und langsam steigt die Angst in mir auf, wie die Eruption eines Vulkans. Meine Sinne sind geschärft, meine Hände und Füsse kalt, als ich mich tiefer in die Decke eingrabe, die ich gegen die Kälte mitgenommen habe.
Immer unwirklicher wirkt die Umgebung, fast so, als hätte ich meinen Körper verlassen und würde mich selbst beobachten. Leichte Kopfschmerzen setzen ein und mir wird etwas schwindelig, obwohl ich liege. Ich schließe die Augen, versuche noch einmal tief durchzuatmen und die immer flacher werdende Atmung zu vermeiden. ‚Einatmen, Ausatmen, Einatmen, Ausatmen‘, sage ich zu mir selbst und versuche mich wieder zu beruhigen.
Langsam verschwindet das unwirkliche Gefühl und ich richte mich auf. Das Glas Cider steht vor mir und ich nehme einen großen Schluck. Der Geschmack von süßen Äpfeln, prickelnd auf der Zunge, umspült meinen Gaumen und ich schlucke das alkoholische Getränke langsam herunter.
Ping schallt es mir entgegen, als das Display vom iPhone aufleuchtet und das blaue Icon mit dem weißen Briefumschlag eine neue E-Mail angekündigt. ‚Verdammt!‘ denke ich mir, ‚kann man denn noch nicht einmal im Urlaub Ruhe vor dem Chef haben?‘ Der Betreff signalisiert nichts Gutes. ‚DRINGEND: BUDGETCALL MORGEN 11:00‘ leuchtet der Eintrag in schwarzer Schrift auf dem Display. Mit einem Seufzer schnappe ich mir das iPhone und wische sofort mit dem Daumen von links nach rechts, um die E-Mail zu öffnen. Der gerade etwas abgenommene Druck im Brustkorb nimmt sofort wieder an Intensität zu, als ich die Zeilen der Nachricht lese. 

Eigentlich mache ich meinen Job gerne, aber die letzten Monate waren hart – sehr hart sogar! 12 Stunden Tage waren an der Tagesordnung und der Druck, den Corporate auf unsere Division ausgeübt hat, stieg von Tag zu Tag. Jetzt also noch ein Conference Call zum Budget, obwohl ich den dringend benötigten Urlaub mit meinem Chef abgeklärt habe und dieser genau weiß, dass ich nicht im Land bin. Erschöpft werfe ich das iPhone auf den Sessel neben mir, ziehe die Decke wieder bis zum Kinn und schließe erneut die Augen. Meine Gedanken kreisen wieder um die Szene am Strand, um meinen Urlaub und  den Job. ‚Wo soll das nur enden?‘, denke ich und ein erster Regentropfen landet auf meiner Stirn. Ich öffne die Augen und sehe die dunklen Regenwolken wie sie über mir hinwegziehen, springe  auf und greife meine Sachen. 

Aus den wenigen Regentropfen wird in kürzester Zeit ein starker Regen und die nächsten Stunden bin ich im Haus. Nicht mal die Möwen sind noch irgendwo zu sehen, stelle ich fest, während ich, wie in Trance, den Regen beobachte. Mein Handy gibt erneut einen der von mir immer mehr gefürchteten Töne ab und ich werfe nur einen kurzen Blick darauf. Das Handy bleibt wo es ist und ich gehe kopfschüttelnd ins Bett. Vielleicht kann der Urlaub ja morgen, nach dem Budgetcall, endlich richtig starten, denke ich noch, bevor ich die Augen schließe und einschlafe.

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